Jean-Michel Jarre – The Concerts in China 19/18/18/=55/54/=109
1. Die Raum-Bewertung (55/60 Punkte)
Ein Weltklasse-Wert, der diese Aufnahme in die absolute Spitzenklasse der räumlichen Abbildung hebt. Der Schlüssel ist die perfekte Symbiose aus künstlicher Studio-Weite und authentischer Live-Atmosphäre.
- Breite (19/20): Jarres Musik ist für ihre immense Stereobreite bekannt, und diese Aufnahme ist der ultimative Beweis dafür. Die Arpeggios und Effekte fliegen weit über die Lautsprechergrenzen hinaus. Die Dreyfus-Pressung liefert hier eine fast holographische Breite, die den Hörer komplett einhüllt. Man hat das Gefühl, in der ersten Reihe eines riesigen Stadions zu sitzen, in dem der Klang von allen Seiten kommt.
- Tiefe (18/20): Hier kommt die von Ihnen erwähnte "Straßenszene" direkt ins Spiel. Das Album beginnt nicht mit Musik, sondern mit einer Klanglandschaft. Diese Field Recordings aus den Straßen Chinas schaffen sofort eine unglaubliche, authentische Tiefe. Man hört Geräusche in verschiedenen Entfernungen, was eine dreidimensionale akustische Bühne aufbaut, bevor der erste Synthesizer einsetzt. Wenn dann die Musik sanft in diese Szenerie hineinblendet, entsteht eine fast filmische Tiefenstaffelung. Auch in den Live-Stücken ist die Tiefe durch den natürlichen Hall der riesigen Konzerthallen und die klare Platzierung des Orchesters hinter Jarres Keyboard-Burg exzellent.
- Höhe (18/20): Die Aufnahme vermittelt ein beeindruckendes Gefühl für die Höhe des Raumes. Die majestätischen Synthesizer-Flächen und die langen Hallfahnen der Perkussion erzeugen ein "kathedralenartiges" Gefühl. Es ist keine flache Wand aus Klang, sondern ein riesiger akustischer Raum, der sich auch nach oben hin öffnet.
2. Musik, Musiker & Erlebnisfaktor (54/60 Punkte)
Dieser extrem hohe Wert resultiert aus der Tatsache, dass dieses Album weit mehr ist als nur ein Konzertmitschnitt. Es ist eine kulturelle und emotionale Reise.
- Musik & Musiker: Die Genialität liegt in der Kombination. Wir hören Klassiker wie "Équinoxe" und "Oxygène", die live eine neue, kraftvollere Dynamik entwickeln. Gleichzeitig gibt es neue, exklusiv für dieses Ereignis komponierte Stücke ("Night in Shanghai", "Souvenir of China"), die eine tiefe Verneigung vor der chinesischen Kultur darstellen. Die Zusammenarbeit mit dem Symphonieorchester des Konservatoriums in Peking fügt eine organische, menschliche Ebene hinzu, die in perfektem Kontrast zur präzisen Elektronik steht. Der Erlebnisfaktor (inkl. "Kindergeschwätz"): Hier ist das Album eine Klasse für sich.
- Die Klang-Dokumentation: Die Field Recordings – das Stimmengewirr, die Fahrradklingeln, das "Kindergeschwätz" – sind kein Gimmick. Sie sind der erzählerische Rahmen. Sie versetzen den Hörer direkt an einen Ort und in eine Zeit (China 1981), die damals für westliche Ohren fast außerirdisch schien. Diese akustische Grundierung schafft eine Immersion, die kaum ein anderes Album erreicht. Es ist ein Reisebericht, bei dem der Klang die Kamera ist.
- Das historische Ereignis: Man muss sich die Zeit vergegenwärtigen. Jarre war einer der allerersten westlichen Pop/Rock-Künstler, die im post-maoistischen China auftreten durften. Man hört nicht nur ein Konzert, man hört ein Stück Musik- und Weltgeschichte. Dieses Wissen verleiht dem Hörerlebnis eine zusätzliche, fast magische Ebene.
- Die emotionale Reise: Das Album hat eine perfekte Dramaturgie. Es wechselt zwischen monumentalen, lauten Stücken und unglaublich zarten, melancholischen Melodien ("Souvenir of China" ist hierfür der Gänsehautmoment schlechthin).
Fazit
Die 109 Punkte sind das Ergebnis einer technisch brillanten Aufnahme, die in der Dreyfus-Pressung ihr volles Potenzial entfaltet. Die hohen Raum-Werte werden maßgeblich durch die clever eingesetzten Field Recordings erzielt, die eine authentische Tiefe schaffen. Der überragende Erlebnisfaktor speist sich aus der historischen Bedeutung des Ereignisses und der meisterhaften Inszenierung des Albums als eine fesselnde Reise in eine fremde Welt.