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Haindling – Stilles Potpourri 

14/13/12/=39/57/=96



Die Klangsignatur von "Stilles Potpourri" ist die einer Charakter-Aufnahme, 

nicht die einer audiophilen Referenz. Die Produktion ist intim, ehrlich und trägt die unverkennbare Handschrift von Hans-Jürgen Buchner. Der Fokus liegt nicht auf der Erzeugung einer maximalen räumlichen Weite, sondern auf den einzigartigen, oft skurrilen Klangfarben der Instrumente und der emotionalen Dichte der Melodien. 

Der Sound ist direkt und studiogeprägt, was ihm eine greifbare, handgemachte Qualität verleiht.
Seinen hohen Rang im Index verdankt das Album einem überwältigenden Erlebnis-Wert (57/60). 

Die musikalische Originalität und die Fähigkeit, ganze Welten im Kopf des Hörers zu erschaffen, 

kompensieren die bewusst zurückhaltende räumliche Inszenierung bei weitem.


Das Meisterstück im Detail: Der Titel "Drei Hellseher"
Bewertung des Titels: 17/15/14/=46/58/=104


Dieser Titel ist der Mikrokosmos der gesamten Haindling-Philosophie und 

ein Gesamtkunstwerk, das aus zwei untrennbaren Teilen besteht:


1. Die Eröffnung: Akustisches Kino für Fortgeschrittene
Der Titel beginnt mit einer der authentischsten Hörspiel-Szenen der Musikgeschichte. Es ist eine Demonstration in Sachen Raumwahrheit, deren volle Tiefe sich jedoch erst auf einer hochauflösenden Anlage offenbart. Sie ist es, die aus dem allgemeinen Wirtshaus-Gemurmel die entscheidenden Details herausschält:


  • Die räumliche Wahrheit: Die Szene ist ein Lehrstück in Staffelung. Der Hörer wird durch die perfekte Platzierung von Stimmen (Vordergrund), Gläserklirren (Mittelgrund) und Gemurmel (Hintergrund) direkt an den Stammtisch versetzt.
  • Die ungeschönte Wahrheit: Erst eine präzise Kette enthüllt, was einer oberflächlichen Analyse entgeht – das wiederholte "leck mich am Arsch" von verschiedenen Tischen im Hintergrund wie beiläufig zu hören.  Dies ist kein Zufall, sondern von Haindling bewusst als thematisches Echo platziert, um die raue, ungeschönte Authentizität des Ortes zu zementieren. Es ist Klang-Textur und Milieustudie zugleich.

2. Die Musik: Gefühlvolle Perfektion
Auf diese erdige, hyperrealistische Szene folgt eine musikalisch perfekte, von tiefer Melancholie getragene Saxofon-Melodie. Für sich genommen ist sie von schlichter Schönheit.


3. Die Synthese: Wenn Wahrheit auf Perfektion trifft
Das Genie des Titels liegt in der Fusion. Die perfekte Melodie wird durch die vorangestellte Szene emotional aufgeladen. Sie wird zum Soundtrack der Gedanken einer der Figuren. Die rohe Wahrheit des Wirtshauses gibt der abstrakten Schönheit der Musik einen Körper, eine Geschichte und eine Seele.


Fazit: 

"Stilles Potpourri" und insbesondere "Drei Hellseher" zeigen Haindling als Klang-Regisseur, der den Raum nicht als Effekt, sondern als Erzähler nutzt. Es bedarf der perfekten Symbiose aus seiner detailverliebten Aufnahme, einer hochauflösenden Anlage und einem konzentrierten Hörer, um diese Kunst in all ihren Schichten zu entschlüsseln.


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